von Jan Feddersen

Der Maler Max Heide beeindruckt viele Menschen: Ist der Mensch, der Künstlermanager Wolfgang Kaminski jetzt passé?

Nein, aber mir einen anderen Namen als Künstler, als Maler zu suchen und finden, war mir wichtig. Max werde ich mit Vornamen seit langem gerufen. Roy Black sagte in den siebziger Jahren, als ich ihn managte: ‚Ach, diese vielen Wolfgangs um mich herum – Du siehst wie ein Max aus.‘ Und Heide – so heißt meine Geburtsstadt in der westlichen Ecke von Schleswig-Holstein an der Nordsee. Als ich als ‚Max Heide‘ auch noch zur Probe eine Unterschrift zu Papier brachte und mir das flüssig von der Hand ging, war ich, das war 2015, Max Heide in meinem künstlerischen Leben.

Ein Pseudonym – klar, aber: Ist Max Heide ein anderer Mensch als Wolfgang Kaminski?

Nein, ich bin der, der ich immer war, nur eben älter geworden. Ein Mann mit brennender Neugier auf alles, was um mich herum geschieht, was ich sehe – und auf alle Menschen, die ich kennenlernen darf. Max Heide, dieser Name markiert auch, wenn ich das so sagen darf, eine Linie zu meinem beruflichen Leben, das ja nun wirklich aufreibend und schön und lebendig und mitreißend war. Der Maler mit dem neuen Namen – der bin ich natürlich, ein Mann, der sich ein Leben lang um andere gekümmert hat, der dies mit Herz und Seele machte, gern auch nachts um drei, wenn es eben so passiert. Max Heide ist der Maler, der ich sein will, um für mich zu sein, um mir mit der künstlerischen Arbeit selbst Zeit zu schenken.

Das berufliche ‚Schlachtengetümmel‘ als Künstlermanager hat Wolfgang Kaminski hinter sich, oder?

Alles hat seine Zeit, alles hat seine Form: Als ich in einem Stahlwerk Lehrling war, wusste ich schnell – und auch meine Vorgesetzten –, dass, mal salopp gesagt, der ‚Innendienst‘ nicht meine Leidenschaft ist. Ich musste raus, ich wollte raus – und so war es ein Glück, ein genialer, glücklicher Zufall, dass ich im Showbusiness hinter die Kulissen kam und alles sah und bestaunte, was dort lief. Mit den von mir betreuten Künstlern und Künstlerinnen, Karel Gott oder Daliah Lavi, Roy Black oder DJ Ötzi, war das ein Leben, wie ich es wollte, wie es meinem Inneren auch entsprach. Das hat sich aber mit den Jahren geändert, vor allem mit dem, was bei anderem Ruhestand genannt wird. Nur dass ich mir ein Leben ohne Arbeit, besser: Tätigkeit nicht vorstellen kann. Ich bekenne: Ich bin im Unruhestand bei größter Gelassenheit. Ich möchte weiter diese Welt sehen, die äußere und das, was sie in mir leuchten lässt, grell oder ruhig, je nach Lage.

Als Fotograf hat ja auch schon der Journalist Wolfgang Kaminski gearbeitet, das ist fast ein halbes Jahrhundert her. Was ist künstlerisch der Unterschied zur Malerei?

Bei der Fotografie, wie ich sie betrieben habe, so richtig noch ohne digitalen Maschinenpark, mit Dunkelkammer und viel analoger Handarbeit, ging es meist um Aktuelles, um das Flüchtige, nötigenfalls das Zufällige und zugleich Gute. Aber etwas zu sehen und zu knipsen ist ganz anders als etwas an der Staffelei zu fertigen, zu malen. Fotografie war mir keine Quälerei, aber das Malen ist es sehr. Die Arbeit am Gemälde wühlt mich auf, das Nachdenken über das zu Malende ebenso, fast noch stärker, die innere Arbeit am Bild, ehe es konkret gemalt wird. Eine Fotografie hat meist etwas für die Sekunde, für den Moment, eine Spur von Beiläufigkeit. Die Malerei kann gelingen, dann ist sie ein Rausch. Aber sie muss es nicht, dann bleibt fast nur Qual.

Was treibt Max Heide an, was lässt seine innere Uhr laufen?

Ich habe lange darüber nachgedacht, aber, ernsthaft: Ich weiß es nicht. Vielleicht wollte ich freier sein, in der Malerei, in dieser Phase meines Lebens besonders. Ich mochte auch mal allein sein, und möchte es weiter. Die Malerei ist kein künstlerischer Ausdruck, der für mich finanziell zwingend ist. Ich mach alles, woran ich sitze, für mich, es sind Bilder, in die mein Leben mit all seinen Empfindungen und Empfindsamkeiten einfließt. Was auch sonst? Klar, ich bin wahnsinnig privilegiert, dass wir, meine Frau und ich, das auch gemeinsam so sehen: In Farben etwas ausdrücken können, was mich bewegt. Und wenn ein Bild von mir einen anderen Menschen unter die Haut geht, vielleicht sogar zu Tränen rührt, ihn bewegt – dann das ist das mein Lohn, der nicht größer sein kann.